Am vergangenen Wochenende fanden im baden-württembergischen Bernhausen/Filderstadt die Zehnkampfqualifikationen des deutschen Nachwuchses für Europa- und Weltmeisterschaften statt. Unser heimischer Athlet Yannik Knobloch (20 Jahre/TV Weingarten), der für die LG Welfen startet, wurde dazu auf Grund seiner im vergangenen Jahr erbrachten Leistungen eingeladen. Da er trotz Pandemie auf Grund der Spitzensportklausel mehrmals wöchentlich im Lindenhofstadion trainieren durfte – allerdings bei z. T. extremen Wetterbedingungen – freute er sich auf diesen Leistungstest. Allerdings war von vornherein klar, dass die nötigen 7600 Punkte, die für die Teilnahme an der EM als Qualifikationsnorm gelten, nur bei absoluten persönlichen Spitzenleistungen erzielbar wären (bisherige Höchstmarke 6878 Punkte).
Nachdem PCR-Tests und tagesaktuelle Schnelltests eingeholt waren, startete Knobloch am Samstag mit furiosem Auftakt über die 100 Meter in 11,13 Sekunden, eine Verbesserung von 2 Zehnteln im Vergleich zu seiner bisherigen Bestmarke. Auch der Weitsprung gelang ihm anlauftechnisch sehr gut; er kam bei allen drei Sprüngen aufs Brett und steigerte sich im letzten Versuch auf seine persönliche Bestleistung von 6,95 Metern. Allerdings ließ dieser Sprung auf Weiten deutlich über 7 Meter hoffen, da er die Beine nicht in die Landeposition bringen konnte und praktisch im Stand landete. Das anschließende Kugelstoßen mit der 7,26 Kilogramm schweren Kugel – 1,26 Kilo mehr als die 6 Kilogramm schwere Kugel vom letzten Jahr, mit der er eine Bestleistung von knapp 13 Metern erzielte – bewältigte er hervorragend. Er kam im letzten Versuch auf ausgezeichnete 13,64 Meter. Auch im Hochsprung konnte er seine Extraklasse in dieser Disziplin erneut unter Beweis stellen. Da er aber die extremen Belastungen dieser Disziplin oft nur schlecht verkraftet und harte, schmerzende Waden bekommt, versuchten er und seine Trainerin nur sehr sparsam, mit einigen ausgelassenen Höhen zu springen. Dies gelang sehr gut und er steigerte sich von 1,80 über 1,86 auf 1,92 und machte dann im 3 Zentimeter-Rhythmus weiter; übersprang 1,95 Meter, 1,98 Meter und deutlich auch 2,01 Meter. Bei 2,04 Meter war dann abzusehen, dass diese Höhe nicht mehr zu schaffen war, so dass er von sich aus den Hochsprung mit übersprungenen 2,01 Metern beendete. Nach so vielen Bestleistungen ging er natürlich hoch motiviert in den 400 Meter-Lauf. Er beendete die Stadionrunde in guten 50,55 Sekunden und hatte nach dem ersten Wettkampftag 3945 Punkten gesammelt.
Am Sonntag standen zunächst die 110 Meter Hürden auf dem Programm. In dieser Disziplin machte sich dann doch bemerkbar, dass die Hürden im kalten Winterwetter nicht immer trainierbar waren – es fehlte eindeutig an den nötigen Trainingsläufen, insbesondere da Knobloch erst mit 18 Jahren, also als Quereinsteiger seinen ersten Zehnkampf absolviert hatte. Der Lauf über die 1,067 Meter hohen Hürden gestaltete sich ziemlich holprig und Athlet und Trainerin waren froh, dass er dennoch glimpflich in 16,24 Sekunden ins Ziel kam. Sehr bedauerlich war, dass Knobloch seine außergewöhnlich guten Trainingsleistungen im Diskuswerfen mit der 2 Kilogramm schweren Scheibe nicht zeigen konnte. Zwar warf er im zweiten Versuch über 39 Meter, aber im Vergleich zu den Trainingswürfen, die weit über die 40 Meter-Marke flogen, war dieses Ergebnis doch enttäuschend. Auch die Trainingsleistungen im Stabhochsprung lagen deutlich über der Bestmarke des vergangenen Jahres (3,60 Meter). In dieser komplexen Disziplin, in der ein schneller Anlauf mit einem kräftigen Absprung und turnerischen Fertigkeiten verknüpft werden muss, gelang es Knobloch aber, seine Trainingsleistungen abzurufen. Er begann bei 3,80 Meter, schaffte auch die Höhen 4,00 Meter und 4,10 Meter technisch sicher und gut und steigerte sich letztendlich auf eine tolle Höhe von 4,20 Meter – weitere Verbesserungen nicht ausgeschlossen. Auch beim Speerwurf gelangen ihm lauter Würfe über seiner bisherigen Bestmarke. Es fehlt zwar noch die Fähigkeit, längere und schnellere Anläufe in Weite umzusetzen, aber sein technisch wunderschöner Wurf von über 50 Meter aus 5 Anlaufschritten zeigte, dass er sich bald weiter steigern können wird.
Den abschließenden 1500 Meter-Lauf konnte er leider nicht in der gewohnten Weise im Bereich von 4:40 Minuten zeigen. Er bekam auf Grund einer wohl noch nicht ganz auskurierten Erkrankung große Atemprobleme und konnte sich nur mühsam ins Ziel schleppen, was ihn ca. 300 Punkte kostete. Dennoch bleibt ein sehr guter Gesamteindruck von 7 Bestleistungen und neuem persönlichen Zehnkampfrekord von 6945 Punkten mit der Hoffnung auf den perfekten Zehnkampf!